Weide
Die weltweit 450 Weidenarten gehören seit Menschengedenken zu den wichtigsten Nutzhölzern. Heute beschränkt sich ihre Anwendung jedoch fast ausschließlich auf das Flechten von Behältnissen, Kleinmöbeln und Zäunen.
Der Star unter den heimischen Weiden ist die Kopfweide, die ihre einmalige Form durch das ständige Ernten der jungen Triebe (Ruten) erhält. Ihre Ruten sind extrem belastbar, da sie zwei Eigenschaften besitzen, die, kombiniert in einem Werkstoff, nur noch bei Rattan vorkommen: Sie sind extrem flexibel und hart zugleich.
Für grobe Flechtarbeiten wie etwa Transportkörbe werden rohe, ungeschälte Ruten benutzt. Sie werden über Monate getrocknet, um zu verhindern, daß sie sich nach der Verarbeitung zusammenziehen und das Flechtwerk außer Form gerät.
Für feinere und mitunter filigrane Flechtarbeiten wie Schalen, Einkaufskörbe und Truhen werden gesottene, geschälte Ruten verwendet. Man bezeichnet sie auch als gekocht und entrindet. Vor der Verarbeitung kommen sie in ein mehrstündiges Siedebad, werden, noch nass und heiß, geschält und anschließend getrocknet. Sie erhalten durch den Rindenbast den bekannten Braunton.
Die weißen Ruten besitzen eine von den Flechtern besonders geschätzte Oberfläche, die, einzigartig bei Weiden, färbbar ist. Um sie zu erreichen, ist allerdings ein aufwendiger Schälprozess per Hand nötig, dem eine mehrwöchige Wässerung über den Winter vorausgeht. Da die Ruten bei dieser Behandlung nicht den hohen Temperaturen ausgesetzt sind, behalten sie ihre natürliche – weiße – Zeichnung.
Viele Kunden wünschen auch für filigranes Flechtwerk diesen Werkstoff. Doch weil die Ruten für feine Geflechte zu dick sind, müssen sie gehälftet oder geviertelt werden. Die so gewonnenen Spleiße lassen sich dann wie dünne Rattanstränge verarbeiten.